17 Feb Good Bye Britain! Good Bye English?
Von Stephanie Mayr
Nach jahrelangen Verhandlungen war es am 31. Januar 2020 soweit: Großbritannien ist aus der Europäischen Union ausgetreten. Viele Fragen sind offen, einer davon wollen wir uns heute widmen. Verliert die EU neben den Briten auch Englisch als gemeinsame Sprache? Ein kurzer Blick auf die aktuelle Lage der englischen Sprache und in die Geschichte sollen eine Einschätzung ermöglichen.
Englisch ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Nicht nur im Alltag begegnet es uns ständig: wir shoppen, arbeiten im Marketing oder haben ein Meeting, bei dem ge-brainstorm-t wird. Die Sprache ist auch auf wirtschaftlicher und politischer Ebene das Kommunikationsmittel der Wahl sowie die Behördensprache der EU, wo sie aufgrund ihrer speziellen Form gerne als EUrisch oder EUglisch bezeichnet wird.
Durch die Verwendung des Englischen in Bereichen wie Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wird die Sprache zur Lingua Franca. Dieser Ausdruck bezeichnet eine Sprache, die von Menschen unterschiedlicher Sprachgemeinschaften verwendet wird, um sich über ein bestimmtes Fachgebiet auszutauschen. Beispiele dafür gibt es viele. Im Hellenismus übernahm Griechisch diese Funktion, in der Neuzeit wurde Französisch zur Sprache der Diplomatie und Deutsch hatte diese Stellung bis zum Zweiten Weltkrieg für die Wissenschaft inne, um nur einige zu nennen. Durch Kolonialisierung, industrielle Revolution und Imperialismus gelang Großbritannien zu seiner Weltmachtstellung und ebnete Englisch den Weg zur Weltsprache. Der Aufstieg der USA (eine ehemalige britische Kolonie) zur Supermacht sicherte die Bedeutung des Englischen auch über den Zerfall des britischen Weltreichs hinaus und stärkt diese bis heute.
Soll der Brexit dieser globalen Entwicklung nun ein Ende setzen? Nach dem Austritt von Großbritannien sprechen in der EU nur noch die Iren und Maltesen Englisch als Muttersprache (1,1 %). Gleichzeitig ist Deutsch nunmehr die meistgesprochene Sprache in der Union. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass Deutsch Englisch als Lingua Franca ablöst. Wahrscheinlicher ist, dass Englisch sogar an Bedeutung gewinnen wird. 97 % der Oberstufenschüler in der EU lernen Englisch als Fremdsprache, hingegen nur rund 21 % Deutsch. 80 % aller EU-Dokumente werden zuerst auf Englisch verfasst, bevor sie in andere Sprachen übersetzt werden. Englisch ist zudem und ganz unabhängig von der EU zur Sprache internationaler Geschäfte, der Kultur und Wissenschaft sowie zum Kommunikationsmittel für Personen unterschiedlicher Nationen geworden. Durch diesen zentralen Stellenwert ist es aus kaum einem Bereich unserer globalisierten Welt wegzudenken.
Dennoch wird sich das Englisch der EU verändern. Es wird innerhalb der Union eine neutralere Position einnehmen als dies bisher der Fall war und seinen nationalen Bezug verlieren. Womöglich wird an die Stelle der vom charakteristischen British English gefärbten eine globalere Version treten. Es ist stark anzunehmen, dass auch hier die US-Prägung zunimmt, wie das schon in so vielen Bereichen der Fall ist. Und vielleicht werden auch Sprachbilder und Ausdrücke aus anderen Sprachen in dieses Englisch einfließen, die Briten nicht verwenden. Englisch dürfte der EU also mit ziemlich großer Sicherheit erhalten bleiben, aber wie so oft scheint auch hier zu gelten: Die einzige Konstante ist die Veränderung.
Photo by Rocco Dipoppa
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